Priene ist eine ehemalige Hafenstadt an der türkischen Ägäisküste, nahe Kusadasi.
Für Archäologen ist die Stadt besonders interessant, da sie das beste Beispiel hellenistischer Baukultur an der türkischen Ägäisküste ist. Das Athenaheilgtum der Stadt hat außerdem eine besondere Bedeutung, im Zusammenhang mit Alexander dem Großen.
Hier zeige ich dir die interessantesten Orte in den Ruinen und habe noch einige nützliche Reisetipps für dich.
1. Hellenistisches Theater von Priene
In Priene steht das einzige aus der griechischen Zeit erhaltene Theater an der türkischen Ägäisküste. Die Römer änderten sonst in allen Theatern den Bühnenraum um Gladiatoren- und Tierkämpfe abhalten zu können.
Dazu bauten sie zum Schutz normalerweise eine Mauer zwischen die Sitzplätze und den Bühnenraum ein. In Priene schließen die Sitzplätze noch direkt an die Bühne an.
Zu den Besonderheiten im Theater gehören noch fünf thronförmigen Sessel mit eingemeißelten Löwenpranken und ein Altar für den Gott der Freude und des Weins, Dionysos.
2. Athenaheiligtum, Wahrzeichen der Ruinen
Bei der Planung des großen Tempels war Pythius beteiligt, einer der Architekten des Mausoleum von Halikarnassos im heutigen Bodrum, einem der 7 Weltwunder der Antike.
Priene war eine vergleichsweise arme Stadt. Deswegen dauerte der Bau des prachtvollen Tempels insgesamt vier Jahrhunderte.
Eine bedeutende Begebenheit ist die Ankunft von Alexander dem Großen in der Stadt während seinem Feldzug Richtung Persien. Er spendete für den Bau des Athenaheiligtums einen erheblichen Betrag.
Im Gegenzug forderte Alexander von den Einwohnern, dass sie am Tempel eine Inschrift mit seinem Namen anbringen. Sie ist die erste bekannte Inschrift auf der Alexander den Beinamen „der Große“ trägt. Sie ist heute im Britischen Museum in London ausgestellt.
3. Ausblick auf das Mäander-Delta
In der Antike war Priene eine Hafenstadt, darauf weist heute auf den ersten Blick nicht mehr viel hin.
Die Ruinen der Stadt stehen auf einem Hügel oberhalb des Mäander Delta. Der Fluss hat die Bucht zwischen Priene und Milet im Laufe der Jahrhunderte aufgefüllt und dadurch die Küstenlinie um mehrere Kilometer verschoben.
Das Meer siehst du aus den Ruinen deswegen nur noch mit guten Augen am Horizont.
4. Agora und die „Heilige Halle“
Die Agora ist das Handels- und Versammlungszentrum einer antiken Stadt. Sie steht in Priene in etwa in der Mitte der Ruinen.
Im Vergleich mit den nahen antiken Metropolen Milet und Ephesus ist die Agora relativ klein aber trotzdem eindrucksvoll.
Du musst an der Stelle ein wenig Vorstellungsvermögen und Fantasie spielen lassen:
Die Agora der Stadt bestand aus einem 75 Mal 45m großen Platz mit umliegenden Säulenhallen. Die 2.200 Jahre alte „Heilige Halle“ war mit einer Länge von 120m das größte Marktgebäude in Priene. Sie stand nördlich am zentralnen Platz, oberhalb einer gestuften Böschung.
5. Synagoge aus dem 2. Jahrhundert, Asklepios Tempel und Byzantinische Kirche
In Priene siehst du Spuren der wichtigsten Glaubensrichtungen in der Antike.
Dazu gehören natürlich die offensichtlich griechischen- und römischen Tempel und später Orthodoxe Kirchen.
Eine Besonderheit in Priene ist außerdem noch eine 1.800 Jahre alte verfallene Synagoge. Islamische Spuren siehst du nicht, da die Stadt nach der Eroberung durch die Türken im 13. Jahrhundert aufgegeben wurde.
6. Akropolis von Priene
Die Besichtigung der Akropolis ist nur mit einem guten Führer möglich, da es keinen direkten Weg aus der Stadt auf die Hügelspitze gibt.
Die Erosion hat im Laue der Jahrhundete den schmalen weg leider für normale Wanderer unpassierbar gemacht.
Damit du trotzdem etwas von der Akropplis siehst, empfehle ich das gut gemachte Video von Histolia mit dem Ausblick von der Hügelspitze.
Falls du planst selbst zur Akropolis zu gehen, führt ein Weg von der anderen Seite aus dem Dilek Nationalpark auf den Hügel hinauf. Du gehst normalerweise mehrere Stunden zur Akropolisfestung hinauf und wieder zurück.
Die kleine Wanderung hole ich vielleicht einmal bei einer anderen Gelegenheit nach. Das letzte Mal hatte ich dafür leider keine Zeit mehr.
7. Hellenistische Stadt mit Rasterplan
Priene ist eines der besten Beispiele für die Planung und den Bau von Städten aus der Zeit der alten Griechen.
Der Grund dafür ist, dass die Römer in der Stadt fast keine neuen Gebäude errichteten. Dadurch sind mehr als 50 Bauwerke aus der hellenistischen Zeit in den Ruinen gut erhalten geblieben.
Eine Besonderheit ist außerdem noch das rasterförmige Straßennetz, das die Einwohner von Priene aus der Nachbarstadt Milet übernommen haben.
Die rasterförmige Planung der Stadt erkennst du noch immer gut an den gerade durch die Ruinen verlaufenden Straßen.
Die sind in einem rechtwinkeligen Muster mit Kreuzungen angelegt. Die Straßen in Richtung des Hügels hinauf haben immer Treppen.
8. Bouleuterion, Stadion und andere Bauwerke
In den Ruinen findest du noch viele andere interessante Bauwerke.
Dazu gehört zum Beispiel das ungewöhnliche rechteckige Bouleuterion im Zentrum der Stadt. Im Bouleuterion trafen sich in griechischen Städten die Boula, die den Rat und Regierung der Stadt bildete.
Du siehst außerdem noch die Fundamente eines Stadions in Richtung der alten Hafenanlagen von Priene. Die römischen Bäder der Stadt sind auch noch in einem sehr guten Zustand erhalten geblieben.
Innerhalb der Ruinen sind die einzelnen Bauwerke gut mit Hinweistafeln erklärt. Es hilft trotzdem mit einem Führer durch die Stadt zu gehen, um keine Kleinigkeiten zu versäumen.
9. Stadtmauern
Seit der Antike umgab eine 8m hohe und 2m breite Mauer mit drei Toren und zweistöckigen Türmen die Stadt. Für die Größe von Priene waren das eine sehr gute Verteidigung gegen Angreifer.
Du siehst von den Mauern noch immer sehr gut erhaltene Teile, zum Beispiel gleich nach dem Eingang in die Ruinen.
Auf der Akropolis stehen die am besten erhaltenen Türme, dafür musst du aber die lange Wanderung auf den Hügel in Kauf nehmen.
In der byzantinischen Zeit bauten die Einwohner zusätzlich ein Kastell in der ehemaligen Agora. Das half ihnen aber auch nicht gegen die Türken. Sie eroberten im 13. Jahrhundert Priene, dass zu dieser Zeit den Namen Sampson trugt.
Danach gibt es keine Aufzeichnungen mehr über eine Besiedlung der Stadt.
10. Nahe Sehenswürdigkeiten
Zu den anderen Sehenswürdigkeiten rund um Kusadasi habe ich einen eigenen Guide geschrieben, darin findest du 26 Ausflugsziele.
Hier ist eine schnelle Übersicht mit Sehenswürdigkeiten nahe Priene:
Eski Doganbey: das ursprünglich griechisches Dorf mit alten Steinhäusern auf der Südseite des Dilek Nationalparks ist ein großes Freilichtmuseum.
Karina: Restaurant an der Spitze des Dilek Nationalparks mit Ausblick auf die griechischen Inseln und guten Meeresfrüchte-Gerichten auf der Speisekarte!
Milet: die Schule von Milet begründete die griechische Philosphie und Wissenschaft. Interessant ist außerdem ein Theater mit 24.000 Sitzplätzen.
Didyma: das zweitwichtigste Orakel der alten griechischen Welt stand in Didim, rund 30 Autominuten von Priene entfernt.
Dilek Nationalpark: großer Park mit Stränden und Wanderwegen zwischen den Ruinen und Kusadasi.
Reisetipps
Priene ist im Vergleich mit den großen Ausgrabungsstätten wie Ephesus relativ klein.
Beim Eingang steht nur ein kleines Wartehäuschen mit dem Ticketschalter und einer öffentlichen Toilette. Du stehst dort mit Sicherheit in keiner Warteschlange an.
Den Eintritt darfst du wie bei allen staatlich betreuten Sehenswürdigkeiten in der Türkei nur mit türkischen Lira zahlen.
Es gibt aus Kusadasi, Didim und den umliegenden Badeorten in der Saison organisierte Ausflüge mit Reiseführer zu den Ruinen. In den All-Inclusive Busfahrten ist meist auch ein Besuch der Ruinen von Milet und dem Apollon Tempel in Didim enthalten.
Ich empfehle dir außerdem noch für die Ruinen festere Schuhe als Flip-Flops zu tragen, normale Straßenschuhe reichen aus.
Falls du noch Fragen zu einem Ausflug nach Priene hast, dann schreibe mir einfach unten in der Kommentarspalte!
Kontakt
Adresse: Priene, Güllü Bahçe, 09230 Söke/Aydın, Türkei
Öffnungszeit: 8.30 bis 19.00 im Sommer zwischen 15. April und 2. Oktober, im Winter bis 17.00
Eintritt: 5 Türkische Lira
Webseite: Muze.gov.tr/priene-archaeological-site