Schlacht von Gallipoli: Reise zu den Denkmälern aus dem 1. Weltkrieg!

Aktualisiert 31. März 2019 von Thomas Mooslechner

Gallipoli ist in der Türkei ein Synonym für ein nationales Trauma.

Nach der Schlacht im 1. Weltkrieg hatte jede Familie in der Türkei zumindest einen Verwandten in Gallipoli verloren oder er wurde verwundet.

350.000 Englische, Französische, Indische, Australische und Neuseeländische Soldaten landeten am 25. April 1915 auf Gallipoli. Ebensoviele Soldaten des Osmanischen Reichs unter Befehl des deutschen Generals Otto Liman von Sanders verteidigten sie.

Die Schlacht auf der Gallipoli Halbinsel westlich der Dardanellen Meerenge war die bis dahin größte Marinelandungsaktion.

Die Idee zur Invasion stammte vom britischen Kriegsminister Winston Churchill.

1. Gallipoli und Winston Churchill als Kriegsminister

Soldatenfriedhof mit einem Baum und Ausblick auf das Meer
„Soldatenfriedhof an der ANZAC Bay“

Die Idee zur Schlacht um Gallipoli ging von Winston Chruchill aus, der im 1. Weltkrieg noch Kriegsminister des Britischen Weltreichs war.

Sein Ziel war Istanbul zu erobern und damit das Osmanische Reich zur Kapitulation zu zwingen.

Dafür brach eine aus dutzenden Kriegsschiffen und hunderten Transportschiffen bestehende Armada der Franzosen und Briten 1915 nach Gallipoli auf. Darunter waren auch Soldaten aus Australien und Neuseeland.

Auf Seite des Osmanischen Reichs kämpfte das Deutsche Reich und Österreich-Ungarn.

2. Festungen an der Dardanellen Meerenge

Festung am Meer, dahinter ist ein Hügel
„Festung auf der europäischen Seite“

Die 65km lange und an der schmalsten Stelle nur 1.3km breite Dardanellen Meerenge ist das Nadelöhr zwischen der Ägäis und dem Marmarameer. Gleichzeitig ist sie die Brücke von Europa nach Asien.

Das wussten schon die alten Griechen, Römer und Byzantiner. Alexander der Große überschritt an den Dardanellen mit seiner Armee die Schwelle von Europa nach Asien und kämpfte unweit von Canakkale seine erste große Schlacht gegen die Perser.

Die Ruinen der antiken Stadt Troja stehen an der Einfahrt der Dardanellen, 30km südlich von Canakkale.

Nachbau des Trojanischen Pferd am Hafen von Canakkale in der Nacht
„Trojanisches Pferd aus dem Hollywoodfilm Troja, im Hafen von Canakkale“

Schon die Byzantiner bauten Festungen an der Meerenge um ihre Hauptstadt Konstantinopel zu sichern. Die Osmanen erweiterten sie nach der Eroberung von Konstantinopel. Damals war schon klar, wer die Dardanellen kontrolliert, hat freie Fahrt bis Istanbul.

3. Seeschlacht um die Dardanellen

Frachtschiff in der Dardanellen Meerenge
„Frachtschiffe vor Canakkale in den Dardanellen“

Den Festungen bei Canakkale ist es zu verdanken, dass die allierte Flotte nicht gleich durch die Dardanellen durchbrechen konnten.

Die allierte Flotte versuchte zuerst für mehrere Wochen durch die Meerenge durchzubrechen. In mehreren Kampagnen fuhr sie bis nach Canakkale und attakierte die Festungen an Land. Ein alliertes U-Boot schaffte es durch die Meerenge durchzubrechen und im Marmarameer den Nachschub aus Istanbul zu stoppen.

Die teils 1.000 Jahre alten Festungen an den Dardanellen konnten aber die große Landungsflotte der allierten zurückhalten. Stattdessen entschieden sich die Briten und Franzosen auf der Gallipoli Halbinsel zu landen, um Stellung auf dem Landweg zu erobern. Danach sollte die Flotte die Truppen bis nach Istanbul bringen.

Die am besten erhaltene Festung ist heute ein Museum im Zentrum von Canakkale. Im vom türkischen Militär verwalteten Areal sind Kriegsgeräte aus der Schlacht ausgetellt.

Dazu gehören Kanonen, Gewehre, Teile eines versenkten U-Boots und der Minenleger Nusret.

4. Minenleger Nusret entschied die Seeschlacht

Minenleger Nusret in der Nacht im Hafen von Canakkele, Türkei
„Minenleger Nusret in Canakkale“

Der in Deutschland gebaute Minenleger Nurest kam in der Schlacht eine ganz besondere Bedeutung zu. Er verlegte am Vorabend eines weiteren Versuchs der allierten Kriegsschiffe die 26 letzten verfügbaren Minen in der Erenköy Bucht. Genau an der Stelle, an der die Schachtschiffe bei vorherigen Angriffen ihre Kehrtwendung durchführten um wieder in die Ägäis hinauszufahren.

Durch die im Dunkeln unerkannt ausgelegten Minen sanken am Folgetag zwei der sechs Schlachtschiffe in der britisch- französischen Flotte – die französische Bouvet und die britische Irresistable. Das war der Punkt an dem die Befelshaber der Flotte realisierten, dass sie vorher die Festungen entlang der Meerenge einnehmen müssen, um nach Istanbul zu gelangen.

Die originalgetreuer Nachbau der Nusret liegt heute im Marine Museum von der Festung von Canakkale vor Anker. Die echte Nusret ist in Tarsus ausgestellt.

5. Invasion der ANZAC Bay

Die ersten aus australischen und neuseeländischen Soldaten bestehenden Einheiten landeten an der östlichen Seite der Gallipoli Halbinsel am 25. April 1915 im Morgengrauen um 4:30.

Durch die schlechten Sichtverhältnise landeten die Soldaten anstatt an einem flachen Sandstrand an einer steilen Böschung, aus der sie sich nicht befreien konnten. Die Bucht mit der Böschung trägt heute den Namen ANZAC Bay, als Erinnerung an die gefallenen Soldaten. ANZAC ist die Abkürzung für Australian and New Zealand Army Corps

Der Jahrestag der Invasion am 25. April ist in Australien und Neuseeland noch immer ein nationaler Gedanktag. In keinem anderen Krieg sind vergleichbar viele Soldaten der beiden Länder gefallen, dazu noch in einer Schlacht auf der anderen Seite des Erdballs.

Noch immer reisen tausende Schüler und Einwohner der beiden Länder in die Türkei um an den jährlichen Gedenkveranstaltungen teilzunehmen.

Mit den regelmäßig mehr als 10.000 Teilnehmern platze die alte Gedenkstätte aus allen Nähten. Deswegen stellte die Türkei den ANZAC und Commnweahlt Staaten eine neue, größere Gedenkstätte unweit der ANZAC Bay zur Verfügung.

Die Gedenkdienste sind auch der Grund, weshalb du so viele Australier und Neuseeländer im April in Cirali, an der türkischen Riviera triffst. Sie besuchen vor oder nach der Reise Gallippoli und fahren ans Meer.

Nahe dem Soldatenfriedhof an der ANZAC BAy steht auch eines der bekanntesten Denkmäler im Zusammenhang mit dem türkischen Staatsgründer Mustafa Kemal Atatürk.

Marmor Gedenkplatte mit Blick auf das Meer mit der Aufschrift, Zitat: "Diese Helden, die ihr Blut vergossen und ihr Leben ließen… nun liegt ihr in dem Boden eines freundlichen Landes. Darum ruhet in Frieden. Da gibt es keinen Unterschied zwischen den Johnnies und den Mehmets, dort wo sie Seite an Seite in diesem unserem Lande liegen… Ihr, die Mütter, die ihre Söhne aus weit entlegenen Ländern schickten, wischt weg eure Tränen. Eure Söhne liegen nun an unserer Brust und sind in Frieden. Ihr Leben in diesem Land verloren zu haben, machte sie genauso zu unseren Söhnen.“ – Mustafa Kemal Atatürk 1934
„Atatürk Gedenktafel“

Die Innschrift lautet:

Zitat: „Diese Helden, die ihr Blut vergossen und ihr Leben ließen… nun liegt ihr in dem Boden eines freundlichen Landes. Darum ruhet in Frieden. Da gibt es keinen Unterschied zwischen den Johnnies und den Mehmets, dort wo sie Seite an Seite in diesem unserem Lande liegen… Ihr, die Mütter, die ihre Söhne aus weit entlegenen Ländern schickten, wischt weg eure Tränen. Eure Söhne liegen nun an unserer Brust und sind in Frieden. Ihr Leben in diesem Land verloren zu haben, machte sie genauso zu unseren Söhnen.“ – Mustafa Kemal Atatürk 1934

6. Mustafa Kemal Atatürk

Atatürk Denkmal am Chunuk Bair Hügel mit einer Statue und türkischer Flagge
„Atatürk Denkmal am Chunuk Bair Hügel“

Die erfolgreiche Abwehr der ersten ANZAC Truppen war neben dem unglücklichen ersten Landungspunkt auch dem damals noch jungen Ofizier Mustafa Kemal zu verdanken. Er befehligte am ersten Tag der Invasion eine Reservetruppe im Hinterland.

Während der beginnenden Schlacht erkannte er, dass die ANZAC am Strand durchbrechen werden. Da er keinen Kontakt zur Armeeleitung herstellen konnte machte er sich ohne Befehl auf den Weg zur Bucht.

Bald kamen ihm die ersten flüchtenden Osmanischen Truppen entgegen, denen die Munition ausgegangen war. Aus diesem Moment stammt ein Zitat, dass Schüler noch immer in der Türkei lernen. Atatürk befahl den Soldaten die Bajonette aufzusetzten und in die Schlachz zurückzukehren, mit den Worten: „Ich befehle euch nicht, anzugreifen, ich befehle euch zu sterben“.

7. Labyrinth aus Schützengräben und Bombenkratern

Halte eine Osmanische Kugel aus einem Schützengraben in der Hand
„Osmanische Kugel aus einem Schützengraben“

Die Armeen gruben sich nach der Ladung wie im restlichen Europa in Schützengräben ein. Die Frontlinien bewegten sich auf der kleinen Halbinsel danach nur noch sehr langsam. Tausende gefallene Soldaten verschoben das zerbombte Niemandsland zwischen den Gräben oft nur um 100m.

An manchen Stellen gruben die Armeen ihre Gräben so nahe beeinander, dass sie ihre Gegner sprechen höhren konnten.

Du siehst heute nahe dem Atatürk Denkmal am Chunuk Bair Hügel nachgebaute Gräben, so wie sie im 1. Weltkrieg augeschaut haben. Die echten Schützengräben sind durch die Verwitterung nur noch schwer zu erkennen.

Gute Reiseführer können dir vor Ort noch einige besser erhaltene Teile der Gräben zeigen. Ich habe dabei eine osmanische Kugel gefunden. Den Unterschied erkennst du daran, dass die osmanischen Kugeln verrostet sind und die britischen nicht.

8. Lone Pine Denkmal

Lone Pine Denkmal mit Soldatengräbern
„Lone Pine Denkmal“

Hier fanden zwischen dem 4.  und 9. August 1915 die heftigsten Kämpfe während der Gallipoli Kampagne statt.

Australische Soldaten stürmten die 60m entfernten türkischen Stellungen und konnten sie erobern. In den deraufolgenden Tagen starben am Lone Pine bei gegenseitigen Attacken 2.200 Australier und 4.000 Türken.

Das Ziel des Angriffs war die Verteidiger vom Chunuk Bair Hügel wegzulocken, dem wichtigsten Ziel der gesamten Landung auf der Halbinsel. Die Briten dachten, dass sie vom Hügel aus eine freie Sicht- und Feuerlinie auf die Festungen an den Dardanellen haben würden. Die Annahme war falsch, die Briten fanden es bis zu ihrem Rückzug nicht heraus.

In den umliegenden Bäumen des Lone Pine Denkmals und des Friedhofs findest du noch immer die verwitterten Reste der Gräben und manche kleine Metallteile.

9. Respekt für Mehmetcik

Statue eines Soldaten der einen anderen verwundeten Soldaten trägt.
„Mehmet Saygi Denkmal“

Mehmetcik ist ein Name für Soldaten, wie zum Beispiel G.I. in der US-Armee.

Diese Statue erinnert an die Begegnung eines australischen und britischen Soldaten im Niemandsland zwischen den Schützengräbem.

Bei einem australischen Sturmangriff schossen die osmanischen Truppen einen Soldaten an,  den seine Kameraden nach dem gescheiterten Attacke nicht zurückbringen konnten. Er soll so laut geschrien haben, dass ein türkischer Soldat mit einer weißen Flagge aus dem Schützengraben aufstand und den Verwundeten zum australischen Graben zurücktrug.

10. Gallipoli nach der Schlacht

Grabsteine in einem Soldatenfriedhof
„Soldatenfriedhof, kaum ein Soldat war älter als 25“

Bis Januar blieben 1916 keine Wälder, Äcker und grüne Wiesen übrig.

Ein Labyrinth aus Schützengräben zwischen Kratern der Artilieriegeschosse durchzog die hügelige Landschaft. Wasser aus frischen Quellen war für die Landungstruppen nicht verfügbar. Frachtschiffe mussten Lebensmittel teils aus Ägypten nach Gallipoli bringen.

Die in Sichtweite gelegenen Inseln Imroz, heute Göckeada und die nach wie vor griechische Insel Samothraki dienten der Flotte als Feldlazarett und Versorgung. Beide Seiten mussten in der sechs Monate anhaltenden Schlacht 100.000 gefallene und 250.000 verwundete Soldaten versorgen.

Die Kämpfe wurden an manchen Tagen für mehrere Stunden unterbrochen um tote Soldaten zu bergen. Beide Seiten hatten Angst vor Seuchen und Malaria durch die verwesenden Körper. Die Situation im Januar sorgte am Ende für die Entscheidung auf Gallipoli.

11. Die Schlacht endete im Dunkeln

"Gedicht Dur Yolcu" auf einem Hügel gemalt.
„Gedicht Dur Yolcu“

Die Schlacht endete am 9. Januar 2016 wie sie begann, im Dunkeln.

Damit die Osmanischen Truppen nichts vom Rückzug merken, brachten die allierten Truppen an Gewehren einfach gebaute Zeitzünder mit Wasser an. Sobald das Wasser aus einem Glas abgeronnen war, löste eine Schnur den Schuss des Gewehres aus. So dachte die Osmanischen Soldaten, dass im gegenüberliegenden Graben noch jemand ist.

Es dauerte mehr als einen Tag bis klar war, dass sich die Briten, Franzosen, Australier, Neusseeländer und Inder aus Gallipoli zurückgezogen haben.

12. Gallipoli War Museum

"Roter Doppeldecker aus dem 1. Weltkrieg vor dem Museumseinfang"
„Doppeldecker aus dem 1. Weltkrieg vor dem Museumseingang“

Das „Kabatepe Promotion Center And Museum“ auf der Gallipoli Halbinsel zeigt die Geschichte der Schlacht aus einer relativ neutralen türkischen Sicht.

Es führt dich mit 3D Simulationen, Bildern, echten Kriegsgegenständen, Filmen und Tonaufnahmen durch die für das Osmanische Reich entscheidenste Schlacht des 1. Weltkriegs. Du siehst Gewehre, private Gegenstände von Soldaten, Film- und Bildaufnahmen aus den Schützengräben und ließt eine chronologische Geschichte der Landung.

Gedanken wecken die Propagandaplakete der damligen Regierungen, die Soldaten zum Kriegsdienst aufriefen.

Grabstein des Soldaten Kirkpatrick an der ANZAC Bay in Gallipoli in der Türkei

Ein Plakat wirbt mit folgenden Text um Soldaten:

An die jungen Frauen von London!

Trägt dein Junge Khaki? Falls nicht, glaubst du es wäre vielleicht besser? Denkt er, dass du und dein Land es nicht wert sind zu kämpfen? Denkst du, dass er dann deiner würdig ist?

Habe kein Mitleid mit dem Mädchen das alleine ist – ihr jungen Mann ist vielleicht ein Soldat der für sein Land und dich kämpft!

Falls dein junger Mann seine Pflicht gegenüber seinem König und seinem Land vernachlässigt, kann die Zeit kommen, in der er dich vernachlässigt!

Tritt jetzt der Armee bei!

Reise nach Gallipoli

Die Gallipoli Halbinsel erreichst du vom Esenler Busterminal in Istanbul in rund drei Stunden. Eine Alternative dazu ist der Regionalflughafen in Canakkale.

Es fahren keine Schnellfähren aus Istanbul nach Canakkale.

In Istanbul haben die lokalen Reiseveranstalter geführte Tagesausflüge nach Gallipoli im Angebot.

Ich empfehle für Gallipoli zumindest zwei oder drei Tage einzuplanen, mit einem Hotel in Canakkale. Dann kannst du auch die nahelegenen Ruinen der antiken Stadt Troja besichtigen. sie stehen auf der asiatischen Seite der Dardanellen im Troja UNESCO Welterbepark.

Die meisten Ausflüge aus Istanbul nach Gallipoli oder Troja kannst du online buchen. Die Ausflüge direkt aus Canakkale zu den Schlachtfeldern haben die wenigsten Webseiten gelistet.

Ein gutes Reisebüro ist im 3 Sterne ANZAC Hotel nahe dem Hafen von Canakkale, sie haben alle Touren zu den Sehenswürdigkeiten in der Region im Angebot. Ein Hotel direkt am Meer, nahe dem trojanischen Pferd aus dem Hollywoodfilm ist das 4 Sterne Büyük Truva.

Falls du noch Fragen zu einer Reise in die Region hast, dann schreibe mir unten in den Kommentaren!

Kontakt:

Schlacht von Gallipoli: Reise zu den Denkmälern aus dem 1. Weltkrieg!
Schlacht von Gallipoli: Reise zu den Denkmälern aus dem 1. Weltkrieg!

Thomas Mooslechner


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