Yanartas-Chimaira: Seit 2.700 Jahren brennende Steine in Cirali

Aktualisiert 1. Januar 2019 von Thomas Mooslechner

Was hat Kemer mit den Olympischen Spielen zu tun?

Die Geschichte fängt beim seit 2.700 Jahren in Flammen stehenden Gasfeld Yanartas „den brennenden Steinen“ im Ökotourismusdorf Cirali an.

Chimaira ist der Name des feuerspeienden Fabelwesens aus der griechischen Mythologie, mit einem Löwenkopf, Ziegenkörper und einem Drachenschwanz.

Sie ist das Ungeheuer in der Geschichte des Königssohns Bellerophon, die schon in Homers Ilias vorkam.

Hier erzähle ich dir die Geschichte der Chimaira, des Königssohns und habe Tipps für einen Ausflug zu den noch immer brennenden Gasflammen.

Reise zu den brennenden Steinen der Chimaira in Cirali

Flamme der Yanartas-Chimaira tritt aus dem Fels aus.
„Eine Flamme der Yanartas-Chimaira“

Bellerophon, der Sohn des Meeresgott Poseidon und der korinthischen Königin Eurynome flüchtete aus seiner Heimatstadt.

Es war ein Unfall. Bellerophon tötete bei der Jagd seinen Halbbruder. Er wage es nicht, seinem weltlichen Vater König Glaukus die Tat zu gestehen.

Seine Flucht führte den inzwischen aus Korinth verbannten Thronerben zu seinem Onkel, dem greisen König Proitos von Tyrins.

Protos nahm seinen Enkel am Königshof auf. Doch seine Flucht sollte bald weitergehen. Anteile, die junge Frau des alen Knigs versuchte Bellerophon zu verführen.

Flammen der Yanartas Chimaira mit Ruinen eines griechischen Tempels

Doch Bellerophon wollte seinen Onkel nicht hintergehen. Immerhin rettete er ihn aus der Gefahr seines Stiefvaters.

Gekränkt durch Bellerophons Zurückweisung ging Königin Anteia zu ihrem alten Mann Proitos. Anteia schilderte dem König, wie Bellerophon sie geschändet haben soll. Darauf gab es im Reich von Proitos nur eine mögliche Strafe, den Tod.

Bellerophons Onkel wagte es trotzdem nicht seinen Gast, Neffen und den einzig verbleibenden Sohn seines Bruders zu töten. Eine gleichbedeutende Strafe war dennoch notwendig.

Eine unlösbare Aufgabe

Proitos sandte Bellerophon mit einer Botschaft zu seinem Schwiegervater König Iobates in Lykien. Dort angekommen veranstaltete der König zum Empfang des Jungen ein neuntägiges Fest. Erst danach öffnete Iobates die Nachricht von Proitos: „Der Inhaber dieser Nachricht ist aus der Welt zu schaffen, er versuchte meine Gattin, deine Tochter zu schänden.“

Flamme tritt aus einer Felsspalte aus

Doch auch Iobates wagte es nicht den jungen Königssohn und Nachfahren des Meeresgott Poseidon zu töten. So stellte Iobates Bellerophon eine unlösbare Aufgabe:

„Töte das Ungeheuer Chimaira, das auf den Hügeln nahe der Stadt Olympos wohnt. Sie verwüstet das Land in Lykien und Karien mit seinem feuerspeienden Atem. Falls du es schaffst die Chimaira niederzustrecken, soll dein Todesurteil aufgehoben sein.“

Zähmung von Pegasus

Polyidos, ein berühmter lykischer Seher, gab Bellerophon den Rat, dass er für seine Aufgabe die Hilfe des fliegenden Pferdes Pegasus braucht: „Pegasus findest du an den Quellen des Peirene in Korinth. Schlafe im Tempel der Athene, sodass sie dir das goldene Zaumzeug deines Vaters Poseidon, dem Pferdezähmer gibt.“

Drei Gasflammen der Yanartas-Chimaira

So reiste Prinz Bellerophon zurück in seiner Geburtsstadt, unerkannt von den Wachsen seines Vaters. Wie vom Seher beschrieben, trank das weiße Pferd an der Quelle der Peirene. Bellerophon gelang es Pegasus zu überraschen, legte ihm das Zaumzeug seines Vaters Poseidon um und zähmte das fliegende Pferd damit.

Auf dem Rücken des geflügelten Pferdes sitzend reiste der Prinz direkt zurück über die Ägäis nach Lykien.

Kampf der Chimaira

Dem Prinzen entdeckte das feuerspeiende Ungeheuer bald auf einem Hügel nahe dem Meer in Cirali. Mit Pfeil und Bogen griff er das Ungeheuer aus der Luft an. Doch die feurige, dicke Haut schützte das Ungeheuer wie ein Panzer vor den Angriffen des Prinzen.

Der Kampf ging hin und her. Die Chimaira spie Feuer aus ihrem gewaltigen Löwenkopf. Bellerophon schoss seine Pfeile aus der Luft auf das Ungeheuer. Dabei kam er der Chimaira so nahe, dass er die glühend heiße Hitze ihres Atems spürte. Doch alles half nichts gegen die dicke, brennende Haut der Chimaira. Erst eine List ermöglichte es dem Helden, die Chimaira zu töten.

Geröllfeld, Ruinen eines Tempels und die aus Felsspalten austretenden Gasflammen der Yanartas-Chimaira

Der Prinz nahm einen Bleiklumpen aus seiner Tasche und steckte ihn auf die Spitze seins Speeres. Dann griff er aus der Luft mit Pegasus die Chimaira frontal an. Im letzten Moment drehte er ab und schleuderte den Speer in den Rachen des Ungeheures. Der feurige Atem des Ungeheures brachte den Bleiklumpen zum Schmelzen. Das Blei rann den Hals der Chimaira hinunter und verstopfte ihn.

Keuchend, taumelnd und hektisch versuchte die Chimaira nach Luft zu ringen. Doch alles half nichts, das Blei löste sich nicht aus dem Hals und erstickte das Ungeheuer.

Ein Donnern durchzuckte den Hügel, fast so als ob Zeus selbst einen Blitz geschleudert hätte. Felsblöcke, Steine und Geröll stürzten den Hügel hinab. Bellerophon konnte gerade noch auf Pegasus flüchten, bevor der noch immer brennende Körper der Chimaira unter der Lawine begraben wurde. Doch durch die schmalen Spalten der Steine, drangen die Flammen noch immer an die Oberfläche.

Geröllfeld aus dem die Flammen der Chimaira austreten
„Stelle an der die Chimaira begraben liegen soll“

Bellerophon kehrte nach seinem Sieg an den Hof von König Iobates zurück, an dem sein Name inzwischen reingewaschen war. Seine Heldentat und die erwiesene Unschuld brachte Iobates dazu Bellerophon die Hand seiner Tochter Prinzessin Philonoe und die Hälfte seines Königreichs zu geben.

So erzählte die Geschichte Homer in seiner Ilias, der Geschichte von der Belagerung und dem Ende von Troja.

Mythos der Flammen

Viele Geschichten ranken sich um das Gasfeld an dem Bellerophon die Chimaira getötet haben soll. Dazu gehört eine Schrift über das Feuer der ersten Olympischen Spiele im alten Griechenland.

Aus einem Stein austretende Gasflamme
„Eine der 20 Gasflammen der Yanartas-Chimaira“

Die Olympioniken sollen die Fackel für die ersten Spiele bei den Yanartas-Chimaira entzündet haben. So steht es in einem alten Text aus Rhodos. Später erzählten sich auch die Türken am Lagerfeuer von den Yanartas „den brennenden Steinen“ in Cirali bei Kemer.

Sicher ist, dass an Stelle an dem das mythische Ungeheuer sein Ende gefunden haben soll, ein griechischer Tempel stand. Daran erinnern heute noch immer Ruinen, die Archäologen auf ein Alter von 2.700 Jahren schätzen. Die Geschichte der brennenden Steine kannten auch schon die alten Seefahrervölker und später die Römer.

Ausblick vom Geröllfeld bei den Flammen auf den Olympos Beach und das Meer
„Ausblick von den Yanartas-Chimaira auf den Olympos Beach und das Meer“

Sie nutzen die Flammen der Chimaira nahe den Hafenstädten Olympos und Phaselis als natürlichen Leuchtturm. Damals brannten die Flammen noch viel höher als heute, Meterhoch, der Sage nach. Bis weit hinaus auf das Meer soll das Feuer damals zu sehen gewesen sein. So leuchtete das vom Sohn des Meeresgott Poseidon getötete Ungeheuer den Schifffahrern ihren Weg.

Wandere am Lykischen Weg zu den Flammen der Chimaira

Wanderweg mit aus Steinen gebauten Treppen
„Du wanderst auf einem befestigten Weg durch einen Pinienwald zur Chimaira“

Heute ist führt eine kurze Teilstrecke des 510km langen Lykischen Fernwanderweg von Fethiye nach Antalya an den Yanartas-Chimaira vorbei. Keine Sorge, die Wanderung vom kleinen Teegarten am Fuß des Hügels bis zu den Flammen dauert für Ungeübte auch nur 30 Minuten.

Die Wanderung fängt bei einem idyllischen Teegarten am Fuß des Hügels an. Hühner des Besitzers laufen frei herum und begleiten dich oft entlang den ersten Metern. Gleich nach dem Teegarten führt der Wanderweg in Windungen, auf einem befestigten Steinweg und Treppen bis zur Chimaira hinauf.

Ein Mann macht in einem Teegarten mit einem Samowar türkischen Tee
„Frischer türkischer Tee aus einem Samowar im Teegarten“

Bald siehst du hinter dir über den Baumwipfeln des Pinienwalds den Olympos Beach, das Meer und die bergige Landschaft rund um das Ökotourismusdorf Cirali.

Weißes Kücken schaut in die Kamera
„Die freilaufenden Hühner und Kücken begleiten dich manchmal entlang dem Weg“

Entlang dem Weg triffst du oft Wanderer, die den ganzen Lykischen Weg zurücklegen möchten. Manchmal hält auch eine Gruppe aus den umliegenden Hotels für einen Tagesausflug am Teegarten und geht den Weg hoch. Die Reiseführer warten dann gerne unten und lassen ihre Gäste alleine hinauf gehen. Der Weg ist einfach, verlaufen kannst du dich dabei nicht.

Es dauert bis zu den ersten brennenden Steinen gerade einmal 20 Minuten. Sie sind auf einer Lichtung, mit einem felsigen Untergrund aus denen die Flammen herausschlagen.

Brennenden Steine der Chimaira, griechischer Tempel und Byzantinische Kirche

Aus dem Boden austretenden Flammen mit Ruinen im Hintergrund
„Ersten Flammen die du bei der Chimaira siehst“

Bei der Chimaira angekommen siehst du die heute einen halben Meter hohen Flammen aus den kleinen Nischen im Felsen austreten, geruchlos und warm. Früher, zur Zeit der Römer, sollen die Flammen zwei Meter hoch gewesen sein. Das geht auf die Geschichten und Bilder der Seefahrer an der Lykischen Küste zurück.

Felsblöcke rund um die Flammen erinnern mit Inschriften in griechischen Buchstaben daran wie lange die Menschen schon die Chimaira als Pilgerstätte verehren. Ob sie vom ersten griechischen Tempel an den Flammen oder zur späteren byzantinischen Kirche gehören habe ich nicht herausgefunden. Das konnte mir auch das Tourismusbüro in Kemer nicht sagen.

Griechische Inschrift auf einem Steinblock
„Griechische Inschrift auf einem Steinblock“

Eine versteckte Nische nahe den Flammen finde ich besonders interessant. Darin siehst du Fresken, entweder aus der byzantinischen oder aus der osmanischen Zeit. Sie sind leider zu stark verwittert, um sagen zu können was sie einmal dargestellt haben.

Grundmauern der Kichenruine mit Blick auf den umliegenden Wald
„Ruine der Byzantinischen Kirche neben den Yanartas-Chimaira“
Eingestürzte Kuppel mit Fresken an der Decke
„Fresken auf einer Kuppel, in roter Farbe mit Mustern, vielleicht auch Darstellungen von Menschen“

Teils schauen sie so aus wie die Muster an der Decke Osmanischer Moscheen, andererseits könnten es auch die Darstellung von Menschen sein. Ich habe dazu einmal einen Archäologen aus Antalya gefragt, der mir dazu leider auch keine Antwort geben konnte.

Grillen bei den ersten Flammen am Abend

Das seit 2.700 Jahren brennende Gasfeld Yanartas-Chimaira in Cirali in der Nacht.
„Flammen in der Nacht“

Ein besonderer Tipp ist die Chimaira am Abend zu besuchen, kurz nach Sonnenuntergang.

Kadir´s Tree House in Olympos organisiert dazu Ausflüge direkt aus Cirali. Zusammen mit einer Gitarre, Marshmallows und einer Taschenlampe spazierst du am Abend zu den Flammen.

Manche Reiseveranstalter haben Ausflüge zu den Yanartas-Chimair am Abend im Angebot, vor allem aus den umliegenden Orten. Meistens besuchst du sie dann aber nur in der Dämmerung. Das solltest du vor der Buchung genau klären, weil die Flammen in der Dunkelheit ganz klar am Eindrucksvollsten wirken.

Zweiten Flammen weiter oben am Hügel

Flamme der Yanartas Chimaira tritt aus einem Felsen aus.
„Die oberen Flammen sind kleiner“

20 Stellen gibt es an denen die Flammen aus der Erde lodern. Beim ersten Gasfeld mit den Ruinen siehst du die schönsten davon. Weiter oben am Hügel, nach einem schmalen Wanderweg siehst du noch andere kleine Gasflammen.

Achte genau auf sie, da sie vergleichsweise mit den Yanartas-Chimaria unscheinbarer sind. Ein Steinring umfasst die Flammen, damit du sie entlang dem Weg siehst.

Mit einem Steinkreis umfasste aus dem Boden austretende Gasflammen
„Kleinere mit einem Steinring umfasste Flammen weiter oben am Hügel“

Die meisten Tagesausflüge bringen dich nur zu den unteren Flammen, da du nur eine Stunde Zeit hast. Falls du sie die oberen Flammen sehen willst, dann musst du entweder sehr schnell gehen oder mit einem eigenen Mietwagen nach Cirali fahren. Bei der Gelegenheit kannst du auch noch mehr Meter am Lykischen Fernwanderweg zurücklegen.

Ausflug zu den Yanartas-Chimaira planen

Die Yanartas-Chimaira gehören zu einem Hügel nahe dem Olympos Beach im Ökotourismusdorf Cirali. Sie gehören für mich zu den spannendsten Sehenswürdigkeiten im Landkreis Kemer, abseits der typischen Ausflugsziele. Das gilt besonders für einen Ausflug zu den Yanartas-Chimaira am Abend.

Der Eintritt ist kostenlos. Die Hotels, Reiseläden und Reiseveranstalter vor Ort organisieren Ausflüge. Zusammen mit den Flammen siehst du dann meistens die Ruinen der antiken Hafenstadt Olympos in Cirali oder von Phaselis.

Ein Klassiker im Programm ist noch die Seilbahn auf den Tahtali Dagi „Olympos“, einem 2.365m hohen Berg direkt an der Küste.

Falls du in Cirali wohnst, dann organisiert Kadir´s Tree Houses die spannendsten Ausflüge zur Chimaira. Mit einem Mietwagen erreichst du die Flammen aus Antalya in einer Stunde, aus Kemer in rund einer halben Stunde. Zum Teegarten am Weg zu den Flammen gehört ein kostenloser Parkplatz.

Mit einem eigenen Auto kannst du die Zeit in Cirali noch mit dem unter Naturschutz stehenden Olympos Beach, seinen Meeresschildkröten und den guten Restaurants mit Gemüse aus eigenem Anbau kombinieren.

Falls du noch Fragen für einen Ausflug zu den Yanartas-Chimaira hast, dann schreibe mir einfach unten in den Kommentaren!

Viel Spaß! Die Wanderung ist ein schönes, kleines Erlebnis.

Yanartas-Chimaira: Seit 2.700 Jahren brennende Steine in Cirali
Yanartas-Chimaira: Seit 2.700 Jahren brennende Steine in Cirali

Thomas Mooslechner


Hi, ich bin Thomas. Schön, dass Du hier bist! Ich verbringe jedes Jahr viele Monate in der Türkei. Meine gesammelten Tipps und Erfahrungen findest Du im Türkei Reiseblog. Folge mir auf Facebook, Twitter und Instagram!

Empfohlen

Kaufst du etwas über einen der Links, erhalten wir dafür eine Vergütung. Du bezahlst nicht mehr, unterstützt aber unsere Arbeit.

Verwandte Beiträge

  • danke Thomas

    dass du weiterhin die Türkei mit Deinen Berichten begleitest. Wir haben das Land sehr oft besucht, lieben es und sind ein wenig gedämpft, weil die derzeitige politische Entwicklung dem Land nicht unbedingt gut tut. Aber wir sind auch überzeugt, dass Wolken nicht ewig den Himmel verdüstern, sondern sich auflösen werden. Unsere Erlebnisse am brennenden Berg haben wir, kürzer als Du, in unserem Blog über die lykische Küste dokumentiert. Wenn Du Lust hast, schau einfach rein. Und wenn Du meinst, dass eine gegenseitige Verlinkung Sinn macht, lass es uns wissen.

    Gruss von der Wegsite

  • Hallo Thomas,
    wir fliegen am donnerstag nach Side und ich wollte mir auf jeden Fall mal brennenden Steine anschauen.
    Kannst du mir eine Adresse nennen für den Teegarten?
    Gibt es in der nähe noch mehr Ausflugtipp??

    Vielen Dank
    Gruß Thomas

    • Die Ruinen von Olympos und der Olympos Beach. Etwas weiter entfernt sind die Ruinen von Phaselis (rund 15 Minuten mit dem Auto).

      Der Teegarten ist gleich neben dem Parkplatz, von dem es zu den Yanartas geht, einfach in Google eingeben.

  • {"email":"Email address invalid","url":"Website address invalid","required":"Required field missing"}
    >